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Melanie Ahrens

Als Blinde im IT-Bereich tätig

veröffentlicht am 2/10/2023

Ich heiße Melanie, bin 34 Jahre alt und von Geburt an blind.


Nach meiner Ausbildung zur staatlich geprüften Übersetzerin war ich zunächst 10 Jahre als Freiberuflerin tätig. Doch dann kam Corona! Meine Umsätze gingen rapide zurück und zwangen mich zu einer beruflichen Neuorientierung. Außerdem war mir klar, dass der Beruf des Übersetzers aufgrund der immer besser werdenden Übersetzungsprogramme keine gute Zukunft hatte.

Also machte ich mich auf die Suche nach einer neuen Herausforderung.

Da ich gerne logisch denke und großen Spaß daran habe, Lösungen für scheinbar unlösbare Probleme zu finden, wurde ich mit dem Beruf des Anwendungsentwicklers rasch fündig.

Vor eineinhalb Jahren begann ich dann an einer Einrichtung für Blinde und Sehbehinderte mit der Umschulung zur Fachinformatikerin Anwendungsentwicklung. Neben einem schulischen Teil beinhaltet die Umschulung auch ein Betriebspraktikum.

Beim Schreiben meiner Bewerbungen stieß ich zufällig auf die Homepage von Silbury, die mich bereits auf den ersten Blick ansprach, da auch ich in der Kombination aus IT und Nachhaltigkeit ein enormes Zukunftspotential sehe.

Dabei arbeite ich mit einer sogenannten Braillezeile, die mir den Bildschirminhalt in tastbare Blindenschrift umwandelt.Melanie AhrensPraktikantin IT-Ausbildung

Zum Arbeiten verwende ich einen ganz normalen PC. Der Bildschirminhalt wird mit spezieller Software in die tastbare Blindenschrift umgewandelt und für mich fühlbar auf einer sogenannten Braillezeile ausgegeben. Damit kann ich sämtliche PC-Tätigkeiten ausführen. Schwierig wird es lediglich bei grafischen Inhalten, welche leider nicht in Blindenschrift dargestellt werden können.

Da es sich bei Programmcode um reinen Text handelt, ist diese Tätigkeit für Blinde extrem gut geeignet. Der einzige Unterschied besteht darin, dass mir immer nur eine Zeile angezeigt werden kann, während ein sehender Programmierer seinen Code komplett überblicken kann. Möchte ich also noch einmal nachschauen, was ich 20 Zeilen weiter oben programmiert habe, so muss ich mich erst dort hinbewegen und anschließend natürlich wieder zur aktuellen Stelle zurückkehren. Hier hilft mir mein gutes Gedächtnis. Da es für mich deutlich aufwendiger ist, während des Programmierens einzelne Codezeilen wieder zu suchen, weiß ich einen großen Teil meines Codes einfach auswendig.

Melanie mit ihren Händen auf der Braillezeile

Weiterhin ist es eine große Hilfe, dass Code in der Regel sehr übersichtlich dargestellt wird. Dabei wird die Programmstruktur durch unterschiedlich weit eingerückte Absätze verdeutlicht, was auch mir die Orientierung enorm erleichtert.
Etwas schwieriger ist es mit den Diagrammen, die oft zur Darstellung komplexer Programmabläufe verwendet werden. Diese muss ich komplett in Worten beschreiben. Wo ein sehender Programmierer einfach 3 Rechtecke mit Pfeilen verbindet, müsste ich schreiben: Von Rechteck 1 zeigt ein Pfeil auf Rechteck 2 und von Rechteck 2 ein Pfeil auf Rechteck 3.

Selbstverständlich gibt es auch Aufgaben, die ein blinder Programmierer nicht übernehmen kann. So wäre es beispielsweise nicht besonders sinnvoll, die Benutzeroberfläche von einem blinden Programmierer entwickeln zu lassen. Natürlich wäre dies technisch kein Problem, optisch wäre das Ergebnis aber vermutlich nicht besonders ansprechend, da eine Menüoberfläche für mich auf der Braillezeile komplett anders dargestellt wird als für einen Sehenden auf dem Bildschirm. Ich hätte somit keinerlei Kontrolle darüber, wie das Ergebnis für sehende Nutzer nun tatsächlich aussieht.

Auf der anderen Seite gibt es wiederum auch sehr gut für Blinde geeignete Bereiche der Programmierung. So gewinnt beispielsweise das Thema Barrierefreiheit immer mehr an Bedeutung. Hierbei geht es drum, dass Software auch mit Hilfsmitteln, wie beispielsweise eben der Braillezeile, bedienbar sein muss, was natürlich ein blinder Programmierer selbst am besten beurteilen kann.

Umso mehr freue ich mich, dass ich hier nun mein Praktikum absolvieren darf. Von unserem Ausbilder Thomas lerne ich dabei Tag für Tag etwas neues und entwickle immer mehr Freude an der Anwendungsentwicklung. Darüber hinaus bin ich begeistert von der kollegialen Atmosphäre und dem starken Teamgeist bei Silbury. Toll finde ich außerdem, dass ich bereits bei mehreren gemeinsamen Freizeitaktivitäten die Möglichkeit hatte, meine Kollegen auch einmal außerhalb der Arbeit kennenzulernen.

Für die Zeit nach meiner Abschlussprüfung wünsche ich mir eine spannende und herausfordernde Tätigkeit in einem zukunftsorientierten Unternehmen. Ich bedanke mich beim gesamten Silbury-Team für die freundliche Aufnahme und Hilfsbereitschaft.

Wir suchen Begeisterte für unsere Mission


Wir suchen aktuell im Headquater Fürth nach Talenten, die mit uns das Morgen angehen wollen.

Neben sauberem und präzisem Code, steht bei uns vor allem die individuelle sowie gemeinschaftliche (Weiter-)Entwicklung im Mittelpunkt. Getreu dem Motto: "Create. Test. Learn. Repeat." setzen wir auf den Ansatz nachhaltigen und lebenslangen Lernens.

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